Der Erbauer
Er heiß mit vollem Namen Christoph Sebastian Stockhorner von Starein auf Heinreichs und Jaudling. Alle Namensteile weisen auf Adels-sitze im niederösterreichischen Waldviertel hin. Dort war also seine Heimat, die er aber hat verlassen müssen. Seine Familie war nämlich seit der Reformation protestantisch. Der katholisches Landesherr, der Kaiser, hatte schon alle einfachen Personen die standhaft bei ihrer Konfession blieben, des Landes verwiesen, den Adeligen aber nur noch die private Religionsausübung in ihren Schlössern erlaubt, keinen öffentlichen Gottesdienst mehr. Und wenn ein Adeliger frühzeitig starb, dann wurden seine unmündigen Söhne der Vormundschaft von Jesuiten anvertraut und dadurch meist rekatholisiert. So sollte es auch den beiden jüngsten Brüdern des Stockhorners ergehen, was aber seine Mutter zu verhindern wusste. (Sie schickte einen Diener mit den Kindern in ein evangelisches Gebiet in Deutschland und ließ sie dort als Bürgerliche verstecken. Den Auf-enthaltsort ließ sie sich verheimlichen, um bei Nachforschungen mit guten Gewissen sagen zu können: „Ich weiß es nicht.“). Christoph Sebastian allerdings war bereits zum Studium im protestantischen Nürnberger Gebiet, nämlich an der Universität Altdorf. Später trat er in die Dienste des Herzogs von Sachsen in Coburg, und zwar als Geheimer Rat. Er war dort also eine Art Minister. Als solcher hatte er natürlich auch Verbindungen zu den Stuckateuren, die an der Ehrenburg tätig waren.
Die neue Schlosskirche
Ihm fehlte aber noch ein angemessener Adelssitz. Daher nahm er die Gelegenheit wahr, das Gut Hassenberg den Herren von Redwitz abzukaufen. Sie besaßen mehrere Adelssitze südlich von Kronach. Etwa 300 Jahre lang waren sie auch auf Hassenberg gewesen. 1684 gab Hans Ulrich von Redwitz diesen Besitz auf und zog sich auf sein Gut Weißenbrunn zurück. Christoph Sebastian Stockhorner von Starein ließ die alte Burg abreißen und an gleicher Stelle 1689 ein Schloss bauen.
Statt der früheren Kapelle in der Burg selbst errichtete er eine Schlosskirche mit Turm am gegenüberliegenden Eck des Schlosshofes. Sie war für die Zahl der Bewohner unverhältnismäßig groß; denn damals gab es das Dorf Hassenberg eigentlich noch gar nicht. Im Schloss und seinen Nebengebäuden lebten nur etwa 50 Menschen. Die Kirche aber fasst mindestens 150 Besucher. Sie diente nur den Schlossherren zu besonderen Anlässen. Dafür musste der Pfarrer von Gestungshausen hergeholt werden.
Ausgestaltung
Baron Stockhorner ließ sie auch wesentlich reicher ausgestalten als das Schloss selbst, wohl zur höheren Ehre Gottes, seines obersten Herrn. Der kräftige Stuck füllt die ganze Decke, so dass gar kein freier Hintergrund mehr zu sehen ist. Dieser Stil ist nur in der Zeit vor 1700 angewendet worden, später wurden die Gestaltungselemente immer dünner und schmäler, bis nur noch Bandelwerk übrig bleib (zu beobachten u. a. in der Gestungshäuser Kirche). Die Figuren sind vollplastisch ausgearbeitet, insbesondere die acht Engelchen, die die Marterwerkzeuge Christi tragen. Sie lassen ihre Beine von der Decke herab in den Raum hängen.
Die sechs Deckengemälde, dem Coburger Hofmaler Johannes Schuster zugeschrieben, haben alle das eine gemeinsam, dass der Himmel offen ist und Gottesboten zu uns Menschen Verbindung halten, entweder Engel oder eine Taube als Symbol des hlg. Geistes oder Christus selbst, entsprechend dem Bibelwort: Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts (Jakobus 1,17).
Zu jedem Fest im Kirchenjahr gibt es ein Bild in der Kirche:
Advent: Ankündigung der Geburt Jesu an der Decke hinten links
Weihnachten: Geburt Jesu an der Decke hinten rechts
Epiphaniaszeit: Taufe Jesu an der Decke Mitte links
Karfreitag: Engel mit Marterwerkzeugen an der Decke hängend
Ostern: Auferstehung Jesu an der Decke Mitte rechts
Himmelfahrt: Christi Himmelfahrt an der Decke vorne links
Pfingsten: Ausgießung des hlg. Geistes an der Decke vorne rechts
Trinitatis: Dreifaltigkeit Altaraufsatz. Allerdings ist das Trinitatisbild erst später hinzu-gekommen.
Erntedankfest: Fruchtgirlanden an Decke, Emporen.